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Welches Medikament ist die erste Wahl für die Prävention einer Osteoporose?

18.02.2018

Teriparatid  hat in einer kontrollierten zweijährigen Studie Frauen mit schwerer Osteoporose besser vor neuen Frakturen geschützt als Bisphosphonat (Risedronat). 

Der den Knochen aufbauende Wirkstoff Teriparatid, ein Parathormonfragment, hat in einer  kontrollierten zweijährigen Studie Frauen mit schwerer Osteoporose, die bereits osteoporotische Frakturen (Knochenbrüche) hatten, besser vor neuen Frakturen geschützt als das den Knochenabbau hemmende Bisphosphonat (Risedronat). Die Doppelblind-Studie zu dem Parathormonfragment ist in der medizinischen Zeitschrift "Lancet" erschienen.

Die Studie

Die Rate neuer Frakturen der Wirbelkörper betrug  in der Gruppe der mit Risedronat behandelten Patienten nach 24 Monaten 12,0 Prozent. In der Gruppe der Patienten, die mit dem Parathormonfragment Teriparatid behandelt wurde, traten Wirbelkörperfrakturen lediglich bei 5,4 Prozent der Teilnehmer auf. Bei den Frakturen, die nicht die Wirbelsäule betrafen, finden sich ebenfallz Unterschiede zugunsten des Parathormonfragments, die aber weniger ausgeprägt sind (4,0 versus 6,1 Prozent).

Durch die während der Behandlung auftretenden Nebenwirkungen werden die in den behandlungergebnissen festgestellten Vorteile allerdings wieder relativiert. Schwerwiegende substanz-bezogene Nebenwirkungen traten in der Teriparatid-Gruppe mit 12,8 Prozent häufiger auf als in der Bisphosphonatz-Gruppe (9,7 Prozent). Bei 22 Frauen verliefen die Komplikationen tödlich (15 in der Teriparatid- und sieben in der Risedronat-Gruppe).

Interpretation

Die Studie sei zwar relativ klein, liefere aber doch einen direkten Beleg dafür, dass eine knochenaufbauende (osteoanabole) Substanz im Verlauf von zwei Jahren nicht allein die Rate neuer Wirbelkörperfrakturen besser als ein Bisphosphonat reduzieren könne, sondern auch die Rate anderer, klinischer Frakturen, schreibt Professor Serge Livio Ferrari von der Universität Genf in einem begleitenden Kommentar. Die Studie, so Ferrari weiter, sei allerdings zu klein gewesen, um einen signifikanten Vorteil von Teriparatid bei den nicht-vertebralen Frakturen, insbesondere den Hüftfrakturen, feststellen zu können.

Den Autoren und Kommentatoren legt die Studie lege den Schluss nahe, dass Patientinnen mit hohem Fraktur-Risiko, vor allem Frauen mit einer osteoporotischen Fraktur in der nahen Vorgeschichte, primär den osteoanabolen Wirkstoff, in diesem Falle das Parathormonfragment, und nicht das Bisphosphonat erhalten sollten.

Kritik

Finanziert wurde die Studie vom Unternehmen Lilly, das nach Angaben der Autoren das Studien-Design entworfen und die Daten ausgewertet hat. Zudem habe es eine Rolle beim Schreiben der Publikation gespielt. Alle Autoren hätten aber zugestimmt, die Arbeit zur Publikation einzureichen, erklären Erstautor Dr. David L. Kendler (Universität von British Columbia) und seine Mitautoren, darunter auch Wissenschaftler des Unternehmens Lilly.

Mit Abaloparatid steht inzwischen in den USA bereits eine Konkurrenz- und Nachfolge-Substanz zu Teriparatid zur Verfügung, dessen Patentschutz 2019 ablaufen wird. Daneben ist die Markteinführung weiterer osteoanaboler Medikante durch andere Unternehmen vorgesehen. Anderen Studienergebnissen zufolge scheint die Therapie mit Teriparatid angesichts der Verhinderung von Frakturen und dem Auftreten einer Hyperkalzämie überlegen, was den zukünftigen EInsatz von Teriparatid relativieren wird (Prof. Lorenz C. Hofbauer, TU-Dresden).

Ausblick

Die Prävention der Osteoporose bleibt notwendig. Die therapeutische Strategie wird sich jedoch in absehbarer Zeit ändern. In welche Richtung und welchen Ergebnissen bleibt ungewiss. Tendenziell darf aber davon ausgegangen werden, dass knochenaufbauende Substanzen zukünftiig eine maßgebliche Rolle spielen werden, wenn auch nicht mit dem vielleicht erwarteten, wünschenswerten Erfolg.

Quellen:



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