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Die Vorteile der hochfrequenten Rückenmarkstimulation bei der Behandlung von Rückenschmerzen

18.03.2018

Zusammenfassung eines Vortrags zum 29. Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt

Die Vorteile der hochfrequenten Rückenmarkstimulation, die insgesamt zu einer verbesserten Lebensqualität der Betroffenen führen, gegenüber der klassischen Variante, wurden in einem Vortrag anlässlich des 29. Schmerz- und Palliativtages erörtert.

SCS bei chronischen, therapierefraktären Rückenschmerzen

Etwa 4 % der Erwachsenen in Deutschland leiden unter Rückenschmerzen mit einer neuropathischen Komponente. Eine Therapieoption bei chronischem, therapierefraktärem Schmerz ist die SCS (spinal cord stimulation).

"Die Epidurale Rückenmarkstimulation ist ein neuromodulatorisches, reversibles interventionelles Verfahren, bei dem Patienten mit chronischen, - mit konservativen und weniger invasiven Mitteln nicht ausreichend therapierbare -, Schmerzen behandelt werden können", so lautet die Definition des Verfahrens in der S3-Leitlinie "Epidurale Rückenmarkstimulation zur Therapie chronischer Schmerzen".

Wirkungsweise der SCS

Der genaue Wirkmechanismus der Stimulation der hinteren Seite des Rückenmarks durch eingebrachte Elektroden, ist im Detail noch nicht bekannt. Es wird angenommen, dass die SCS zu einer Aktivierung Interneuronen führt (GABA). Dadurch werdenf tiefergelegene Spinothalamicusneurone inhibiert. Diese Mitwirkung solcher Sympathikusneurone am Schmerzempfinden wird diskutiert.

Weiterhin wird vermutet, dass CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) freigesetzt wird und zur peripheren Vasodilatation führt. Damit ließen sich Effekte der SCS auf die periphere arterielle Verschlusskrankheit und möglicherweise auch Angina pectoris erklären, welche beide eine mögliche Indikation für den Einsatz der SCS darstellen.

Patientenselektion

Die SCS kommt bei Patienten mit chronischen, therapierefraktären Schmerzen zum Einsatz. Dabei muss es sich um einen diagnostisch nachgewiesenen, vorwiegend neuropathischen oder ischämischen Schmerz handeln, der kausal austherapiert ist. Der chronische Schmerz wird definiert als ständiger oder wiederkehrender Schmerz über mindestens drei bis sechs Monate.

Ein inadäquates Ansprechen auf eine optimierte konservative Behandlung, bei der nach drei Monaten weiterhin anhaltende, ungenügend gelinderte Schmerzen bestehen oder eine starke Einschränkung durch die Medikamente vorliegt, wird als therapierefraktär eingeordnet.

Testphase vor Implantation des Impulsgebers

Erfüllt ein Patient die Kriterien, so durchläuft er eine Testphase, in der unter lokaler Betäubung eine Elektrode auf der Dura platziert wird. Anschließend wird die Wirkung auf die Schmerzen beurteilt, um die beste Einstellung zu finden. Kommt es zu einer deutlichen Besserung des Schmerzes, so wird der Impulsgeber im zweiten Schritt implantiert.

Vergleich von herkömmlicher und hochfrequenter SCS

Bei der traditionellen SCS wird mit einer Frequenz von 40-60 Hz gearbeitet. Bei der hochfrequenten Rückenmarkstimulation (HF 10) wird eine Frequenz von 10 kHz angewendet. Studiendaten wollen belegen, dass die HF10-Therapie der herkömmlichen SCS überlegen ist.

Die SENZA-RCT Studie

Die SENZA-RCT Studie ist eine randomisierte, kontrollierte, multizentrische Studie, an der fast 200 Patienten von 10 US-Prüfzentren teilnahmen. Die traditionelle SCS wurde mit der HF10-Therapie verglichen. In einem 12-monatigen Nachbeobachtungszeitraum wies die HF10-Therapie eine Überlegenheit aller primären und sekundären Endpunkte im Vergleich zur herkömmlichen SCS nach.

Es zeigte sich eine statistisch signifikante (p-Wert < 0,001) Verbesserung der Rücken- und Beinschmerzen bei der HF10-Therapie gegenüber der Kontrollgruppe.

Die SENZA-EU Studie

In dieser europäischen Studie, die prospektiv an 2 Prüfzentren mit 72 Patienten durchgeführt wurde, konnte ebenfalls die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit bei Rücken- und Beinschmerzen in einem 24-monatigen Nachbeobachtungszeitraum nachgewiesen werden.

Weitere Vorteile der HF10-Therapie

Keine Parästhesien und kürzere OP-Dauer! Neben der Verbesserung der Schmerzen, ist die Elektrodenplatzierung nach anatomischen Gesichtspunkten bei T8-11 ein weiterer Vorteil der hochfrequenten Variante. Bei der Elektrodenplatzierung in der herkömmlichen Variante muss ein intraoperatives Parästhesie-Mapping erfolgen, was ein Aufwecken des Patienten aus der Narkose mit eine längeren Verfahrensdauer bedeutet.

Daneben ist die HF10-Therapie die einzige nicht mit Parästhesien einhergehende SCS-Therapie, was einen Wegfall von Einschränkungen beim Autofahren oder Schlafen bedeutet. Weiterhin ist unter definierten Bedingungen (u.a. verwendetes Produkt) eine Magnetresonanztomographie möglich.

Quellen:



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