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Blutegeltherapie bei Rückenschmerzen

05.12.2018

Studie untersucht die Evidenz der als IGeL Leistung angebotenen Blutegeltherapie bei unteren Rückenschmerzen.

Nicht nur in der Alternativmedizin, sondern auch als IGeL Leistung wird das Ansetzen von Blutegeln zur Linderung von Rückenschmerzen propagiert. Eine Studie hat sich nun mit der Wirksamkeit der Maßnahme auseinandergesetzt.

Hintergrund

Blutegel werden - gestützt durch Wirksamkeitsnachweise - bei einzelnen chronischen muskuloskelettalen Schmerzsyndromen  zur Schmerzlinderung eingesetzt. 

Die Wirksamkeit der Blutegeltherapie konnte hinsichtlich Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung beispielsweise für die Indikationen Gonarthrose (Kniegelenksarhrose), Rhizarthrose (Verschleiß des Daumensattelgelenks) und Epikondylitis ("Tennisellenbogen") belegen. Die Wirksamkeit des Therapieverfahrens bei Gonarthrose ist auch durch eine Metaanalyse, d.h. Zusammenfassung Untersuchungen zu Daten belegt.

Der exakte Wirkmechanismus der Blutegeltherapie ist noch nicht endgültig geklärt. Während des etwa 60-minütigen Saugaktes geben die Blutegel ihren Speichel in die Wunde ab. Dieser enthält mehr als 100 biologisch aktive Substanzen. Jüngere biochemische Untersuchungen identifizierten dabei Wirkstoffe mit gerinnungshemmenden, aber auch analgetischen und antiinflammatorischen Eigenschaften. Darüber hinaus enthält der Speichel der Tiere Hyaluronidase, welche die Eindringtiefe der weiteren pharmakologisch aktiven Substanzen fördert. Außerdem können ein antinozizeptiver Effekt durch den Blutegelbiss sowie unspezifische Effekte durch die ungewöhnliche Natur der Therapie vermutet werden, die sich zum klinischen Gesamteffekt addieren.

Ohne Datenlage aus klinischen Studien, sondern empirisch werden Blutegel auch häufig bei chronischen unteren Rückenschmerzen eingesetzt, Zwar lässt sich der Rückenschmerz nur bedingt mit anderen muskuloskelettalen Schmerzsyndromen vergleichen, doch erscheint eine Überprüfung der Wirksamkeit vor diesem Hintergrund als gerechtfertigt.

Mitarbeiter der Klinik für Innere Medizin, Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus in Berlin haben daher eine erste randomisierte Studie zur Blutegeltherapie bei chronischen unteren Rückenschmerzen durchgeführt. Ziel dieser klinischen Studie war die Überprüfung der klinischen Wirksamkeit der Blutegeltherapie bei chronischen unteren Rückenschmerzen.

Randomisierung bedeutet, dass die Zuordnung von Patienten zu einer Behandlungsgruppe (etwa mit oder ohne Blutegel) nach dem Zufallsprinzip erfolgt. Zweck der Randomisierung ist die Einflussnahme des Untersuchers (Befangenheit) auszuschließen und die gleichmäßige Verteilung von bekannten und nicht bekannten Einflussfaktoren auf alle Gruppen sicherzustellen. 

Ergebnisse

Der durchschnittliche Rückenschmerz sank im Vergleich von prätherapeutischen Weten zu Werten, die am Tag 28 der Behandlung eruiert wurden sowohl in der Blutegelgruppe (als auch in der Bewegungstherapiegruppe. Signifikante Effekte zugunsten der Blutegelgruppe zeigten sich auch zu beiden Zeitpunkten bei der körperlichen Einschränkung und Funktion sowie der körperlichen Lebensqualität. Die Erwartungshaltung in der Blutegelgruppe war höher, beeinflusste aber die Ergebnisse nicht signifikant.

Schlussfolgerung

Eine einmalige Behandlung mit Blutegeln ist kurzfristig effektiv gegenüber einer Bewegungstherapie bezüglich einer Verringerung der Schmerzstärke sowie mittelfristig hinsichtlich einer Verbesserung der Funktion und der Lebensqualität (4 beziehungsweise 8 Wochen). Limitationen der Studie sind die fehlende Verblindung (wissenschaftlich, kausaler Zusammenhang) und die relativ kleine Patientenzahl. Die Blutegeltherapie erscheint als eine wirksame Methode in der Behandlung chronischer unterer Rückenschmerzen.

Methodik 

Die veröffentlichte Studie mit Angaben zum Studiendesign, Diskussion, Ergebnissen, Nebenergebnissen, Überlegungen zur Wirksamkeit und andere Materialien (Tabellen, Grafiken etc.)  steht allen interessierten Lesen im Online Angebot des Deutschen Ärzteblatts zur Verfügung. 

Quelle:



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