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Erkennen von Schmerzen bei Menschen mit Demenz

20.01.2019

Bestimmte Verhaltensweisen weisen bei Patienten mit kognitiven Störungen auf Schmerzen hin.

Das deutet bei Demenz-Patienten auf Schmerz hin

Viele Menschen, insbesondere solche mit Demenz, sind aufgrund ihrer kognitiven Einschränkungen nicht mehr in der Lage mitzuteilen, wenn ihnen etwas wehtut. Für diese Situationen existieren bewährte Instrumente zur Einschätzung der Schmerzen, etwa anhand des Gesichtsausdrucks, aufgrund von Lautäußerungen oder bestimmten Bewegungen. Allerdings hapert es mit dereren Validierung (objektive Beurteilung), da sie vor allem auch auf persönlichen Erfahrungen beruhen. Das gilt insbesondere für die Beurteilung von Bewegungsmustern.

Die Schwierigkeit in der Beurteilung besteht in erster Linie darin, zu unterscheiden, ob die Verhaltensweise eines Patienten auf dessen Demenzerkrankung zurückzuführen oder Ausdruck eines Umwohlseins, von Malaisen oder sogar Schmerzen ist.

Ein internationales Team um Professor Liv Inger Strand von der Universität Bergen (Norwegen) hat zu diesem Thema nun eine ausführliche Literaturrecherche betrieben und die Ergebnisse aus 25 Studien in einem systematischen Review zusammengefasst.

Fünf Bewegungs- beziehungsweise Verhaltensmuster haben einen starken  Bezug zu Schmerzen (starke Evidenz):

  1. Unruhe und Agitiertheit
  2. Reiben/Massieren eines Körperteils
  3. Awehrhaltung (Patient will sich nicht anfassen lassen, weicht zurück)
  4. Versteifung (Patient bewegt sich kaum, ballt die Fäuste)
  5. körperliche Aggression (Patient schlägt um sich, tritt, packt den Pfleger grob am Arm, wirft mit Dingen)

Mittlere Evidenz

Die Unruhe und das Reiben wurden vor allem in Ruhe beobachtet, während das angespannte, abwehrende Verhalten meist im Zusammenhang mit potenziell schmerzauslösenden Aktivitäten oder Prozeduren stand (Beispiel: Transport vom Rollstuhl ins Bett kurz nach einer Hüft-Op).

Bei der verstärkten Agitiertheit und der körperlichen Aggression wiederum kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um Symptome einer neuropsychiatrischen Störung handelt.

Den Forschern zufolge gibt es hier aber möglicherweise auch einen wechselseitigen Effekt: So hätten Demenzpatienten mit dem Symptom Ruhelosigkeit in einer der ausgewerteten Studien höhere Schmerz-Scores erreicht als Patienten ohne dieses Symptom.

  1. Mittlere Evidenz für den Zusammenhang mit Schmerzen fand das Team für weitere fünf Verhaltensmuster:
  2. herabgesetzte Mobilität oder Stehenbleiben
  3. sich an einem Gegenstand abstützen
  4. Zucken
  5. Auf- und Abwandern unbequeme oder ungewöhnliche Körperhaltung (Verdrehen der Gliedmaßen, Verkrümmen, Zusammenrollen, Fötushaltung)

Schwache Evidenz

Für weitere drei Bewegungsmuster ergab sich dagegen nur schwache Evidenz:

  1. Besonderheiten im Gangbild wie Hinken oder Schlurfen
  2. Zittern
  3. stereotypes Wiederholen bestimmter Bewegungen

Bemerkungen zu Verhaltensmustern unter Schmerztherapie

Nur sehr wenige der im aktuellen Review berücksichtigten Studien hatten untersucht, inwieweit die jeweiligen Verhaltensweisen sich bei Einnahme von Schmerzmedikamenten besserten. In einer Studie mit nur drei Teilnehmern wurde gezeigt, dass die Patienten sich danach weniger versteiften, sich weniger abstützten und weniger häufig stehenblieben.In einer anderen hatten nach Beginn der Schmerzbehandlung die Ruhelosigkeit und Agitiertheit abgenommen, ebenso das Hin- und Herwandern.

Quellen:



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